Interview: Georg & Werner Hanisch

Alles begann mit dem geräuscharmen Vorhangschienenlauf aus Kunststoff. Das war, so beschreibt es Werner Hanisch rückblickend, die Eintrittskarte ins Geschäft. Alles Weitere, so erzählt er, waren Glück und viel, viel Fleiß. Inzwischen ist mit Georg Hanisch die dritte Generation im Unternehmen. Im Gespräch geben Vater und Sohn Einblicke in ihre Arbeit. Aus unterschiedlichen Perspektiven, aber mit großem Respekt füreinander – und für die Menschen, die LEHA zu dem machen, was es ist.

Wie schafft man es, auch nach 50 Jahren ein Vorreiter in der Branche zu bleiben?

 

Georg Hanisch: Eine große Gefahr ist, dass man Dinge, die man „schon immer so gemacht hat“, nicht hinterfragt. Oder wenn die Reaktion bei dem Wunsch nach einem innovativen Produkt ist: „Das hat noch nie jemand gebraucht“. Das ist die falsche Antwort, finde ich. Wenn ich das immer sag, dann wird sich nie etwas tun. Man kann ja mal etwas versuchen, und vielleicht setzen sich die Vorteile durch. Manchmal waren wir dem Markt einfach voraus – und die Nachfrage kam erst sp.ter, das kann’s auch geben. Man braucht als guter Unternehmer auf jeden Fall einen langen Atem.

 

Werner Hanisch: Ein Visionär hat auch immer Ideen dabei, die nicht gut sind. Und entscheidend sind ja auch nicht nur die innovativen Produkte, sondern die Mitarbeiter:innen. Klar, wir brauchen gute Produkte, aber es kommt vor allem aufs Team an. Vielleicht haben wir einfach die besten oder die bestmotivierten Leute – das unterscheidet uns von anderen. Und wir tun alles, was die Kund:innen zufrieden macht – das ist das Um und Auf. Alles andere ergibt sich.

 

 

Was unterscheidet LEHA von anderen?

 

Georg Hanisch: Unsere Maßanfertigung, unsere eigene Zustellung, die unglaublich wertvoll für unsere Kund:innen ist, und unser Vertriebsweg über Spezialist:innen.

 

Werner Hanisch: Sicher auch unser Verständnis für das Zusammenspiel von Schönheit und Funktion. Es gibt in unserer Branche Anbieter:innen, die sich voll auf Funktionalität oder Langlebigkeit konzentrieren. Das ist uns natürlich auch wichtig, aber nicht nur. Wir achten auch darauf, dass die Ästhetik stimmt und legen Wert auf schönes Design, harmonische Farben und gute Fotografie.

Georg Hanisch bezeichnet sich selbst als eher rationalen Menschen. Er ist keiner, der von heute auf morgen alles umwirft. Aber auch keiner, der sich mit dem Status quo zufriedengibt.

Wann war für Sie (Georg Hanisch) klar, dass Sie ins Unternehmen einsteigen wollen?

 

Georg Hanisch: Interessiert war ich schon immer. Vielleicht liegt es daran, dass ich der Älteste meiner Geschwister bin und schon früh ganz selbstverständlich mit meinem Vater bei Terminen dabei war, bei Messen zum Beispiel. Es gibt die Anekdote in unserer Familie, dass ich als kleines Kind meiner Kindergärtnerin gesagt haben soll: „Ich kann nächste Woche nicht kommen, ich bin auf Geschäftsreise in Deutschland“.
Und während meines Studiums war ich immer wieder im Unternehmen und habe ein paar Projekte vorangetrieben, die Ökologisierung unserer Verpackungen zum Beispiel. Da sind wir jetzt fast kunststofffrei.

 

 

Senior- und Juniorchef in einem Unternehmen. Kommt man sich da auch mal in die Quere?

 

Georg Hanisch: Natürlich sind wir immer wieder anderer Meinung und betrachten die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven. Das ist meiner Meinung nach sogar gut. Wichtig ist, das auszubalancieren und dann einen gemeinsamen Weg zu finden.

 

Werner Hanisch: Ich bin da aufgewachsen, das ist mein Leben. Aber natürlich geht alles irgendwie weiter. Es gibt da auch Parallelen: 1986 war ich maßgeblich an der Etablierung des ERP-Systems beteiligt. Das war mein Einstieg und ein Meilenstein. Georg hat dasselbe mit SAP gemacht. Das ist jetzt sein Ding…

LEHA Firmensitz in Breitenaich, Oberösterreich

Wie finden Sie gute Leute? Und wie schaffen Sie es, dass die meisten Ihrer Mitarbeiter:innen ein Arbeitsleben lang bei LEHA bleiben?

 

Georg Hanisch: Wir sind inhabergeführt und selbst jeden Tag im Unternehmen. Ich glaube, die Mitarbeiter:innen schätzen das. Bei uns herrscht auch eine gewisse Kultur und ein besonderes Miteinander, das spricht sich natürlich in der Region rum. Und wer hier wohnt, genießt den Luxus, 5 Minuten von zu Hause entfernt zu arbeiten. Bei uns sind ja auch Produktion und Vertrieb an einem Standort. Diese Nähe ist ein unglaublicher Vorteil. Wenn man irgendwo im Büro in Wien sitzt und die Fertigung ist in China, da hat man überhaupt keinen Bezug mehr.

 

Werner Hanisch: Wir wollen zufriedene Leute und tolle Produkte. Unsere Teams sind klein und sehr autark, wie eine „Firma in der Firma“. Es gibt keine strengen Leistungsvorgaben, die Mitarbeiter:innen wissen, was zu tun ist. Und wenn ein Produkt einmal einen Fehler hat, dann macht man es eben noch mal. Wir machen das ja für den Kunden.

 

Georg Hanisch: Natürlich ist es schwierig, in gewissen Bereichen Leute mit den entsprechenden Kenntnissen zu finden. Das Nähen zum Beispiel, das kann man nicht in ein paar Wochen lernen. Es gibt ja kaum mehr junge Leute, die Schneiderin oder Schneider werden wollen – das wird sicher eine Herausforderung für die Zukunft.

 

 

Wie wird man eigentlich LEHA-Händler:in?

 

Werner Hanisch: Wir arbeiten nur mit Spezialist:innen zusammen, mit Unternehmen, die mit Fenstern zu tun haben, die Fenster dekorieren, die Vorhänge oder Rollos verkaufen. Wir haben fast ausschließlich Stammkunden. Bei uns läuft alles auf partnerschaftlicher Ebene. Da gibt es nicht einmal Verträge.

Georg Hanisch: Ein Großteil unserer Partnerschaften geht schon über Generationen, da kennt man teilweise die ganze Familie.

Werner Hanisch ist seit 1980 im Unternehmen. Nur zwei Produkte hat es damals gegeben, heute sind es 20 Produktlinien. Bei aller Begeisterung für Zahlen und Technik – für ihn sind es die Menschen, die LEHA zu dem machen, was es ist.

Sie arbeiten ausschließlich mit Zuliefer:innen aus Europa und setzen da, wo es geht, auf Handarbeit. Warum?

 

Georg Hanisch: Wir produzieren immer nur ein Stück. Jedes Produkt ist eine Sonderanfertigung – das kann man gar nicht automatisieren. Und das wollen wir auch nicht.

 

Werner Hanisch: Wir haben sehr viele unterschiedliche Stoffe. Ein Mitarbeiter, der lange bei uns arbeitet, hat das entsprechende Know-how dafür. Er nimmt jedes einzelne Produkt in die Hand, probiert es aus und schaut, ob es auch wirklich funktioniert. Bei uns geht der Mensch eine Verbindung mit dem Produkt ein. Das kann eine anonyme Maschine nicht.

 

 

Muss man als Chef jeden einzelnen Arbeitsschritt kennen, zum Beispiel bei der Fertigung eines Rollos?

 

Georg Hanisch: Die Grundzüge verstehen wir beide sehr gut, ob wir‘s dann bauen könnten, naja, das scheitert dann vielleicht an der Fingerfertigkeit.

 

Bei Ihnen steht das Thema Nachhaltigkeit schon seit 15 Jahren im Fokus. Das Material „Seatex“ ist ein gutes Beispiel dafür. Wie ist dieses Projekt entstanden?

 

Georg Hanisch: Dass Nachhaltigkeit ein Mainstream-Thema wurde, ist eigentlich erst nach Einführung unserer Öko-Kollektion passiert. Wir bieten es an, weil es uns wichtig ist und weil wir selbst daran glauben. Wir sprechen mit Webereien, beschreiben ihnen, was uns vorschwebt, und schauen dann, was m.glich ist. Wichtig ist, dass die technischen Eigenschaften des Stoffes stimmen, dass er mit den regulären Stoffen mithalten kann und auch preislich attraktiv ist. Seatex besteht momentan zu 50 % aus recyceltem Material. Ich gehe davon aus, dass es in ein paar Jahren mit 100 % recyceltem Material m.glich sein wird. Abgesehen davon waren wir schon immer nachhaltig unterwegs. Unsere Teile kommen überwiegend aus den Nachbarländern, wir haben keine Lieferprobleme und sind nicht auf Containerschiffe angewiesen. Und was in einem eigentümergeführten Unternehmen ganz wichtig ist: Wir sind auf langfristigen Erfolg, nicht auf kurzfristigen Gewinn aus. Und Nachhaltigkeit bezieht sich auch auf die Kundenbeziehung – das ist ein Geben und Nehmen. Das kann man auf vielen Ebenen sehen.

 

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

 

Werner Hanisch: Zufriedene Kund:innen und zufriedene Mitarbeiter:innen.

 

Georg Hanisch: Dass wir es schaffen, am Ende des Tages alles zusammenzuhalten. Dass jeder an seinem Platz ist, dass alles funktioniert und dass wir gemeinsam das Beste herausholen und unsere Kultur konstant über die Jahre weitertragen – ohne dass etwas verlorengeht.

Die Geschichte von LEHA ist eine Geschichte, die zeigt, wie man mit der perfekten Mischung aus Innovation und Intuition, Risiko und Ratio sowie Geduld und Weitblick Großes erreichen kann.

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